Im Gespräch mit Zyklusmentorin Sandra

Sandra begleitet Frauen* dabei, ihren Körper besser zu verstehen und Beschwerden wie Regelschmerzen, hormonelle Dysbalancen oder Herausforderungen rund um den Kinderwunsch anzunehmen und anzugehen. Als erfahrene Zyklusmentorin & TCM-Beraterin gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und erklärt, warum die Beschäftigung mit dem weiblichen Zyklus weit über die klassische Frauen*heilkunde hinausgeht.

Melanie: Liebe Sandra, du bist Zyklusmentorin – ein Beruf, den es noch nicht so lange gibt. Was hat dich dazu gebracht, diesen Weg einzuschlagen?

Sandra: Ja, es ist tatsächlich ein relativ neuer Beruf. Ich glaube, zum Großteil ist er entstanden durch diese Pillenmüdigkeit, die wir gerade erleben – viele Menstruierende haben die Pille in der Pubertät genommen, aber mittlerweile wird immer klarer, dass das für viele nicht die optimale Lösung ist. Auch durch Corona hat sich das Bewusstsein für Gesundheitsthemen verstärkt, und viele suchen jetzt nach Alternativen zur klassischen modernen Medizin.

Zyklusmentorin Sandra Langschwert (c) Jana Hofmann

Viele meiner Kund*innen haben schon die Erfahrung gemacht, dass sie bei Gynäkolog*innen nicht immer ernst genommen werden. Besonders bei typischen Frauen*beschwerden wie Regelschmerzen oder Endometriose fühlen sie sich oft nicht verstanden und suchen nach jemandem, der wirklich zuhört und hilft und die Symptome nicht einfach als „normal“ abtut.

Melanie: Wie war das bei dir? Es klingt so, als würdest du auch aus eigener Erfahrung sprechen. Hast du die Pille genommen?

Sandra: Ja, aber nicht lange, weil es bei mir zu großen Komplikationen geführt hat. Ich hab sie mit 15/16 Jahren aufgrund von Regelschmerzen verschrieben bekommen, ganz klassisch. Meine Gynäkolog*in hat damals zum Glück regelmäßige Blutuntersuchungen mit mir gemacht und da war der Prolaktin-Wert um das 15-fache erhöht und das ist meistens entweder eine Störung der Hormone oder ein Tumor im Kopf. Daraufhin wurde bei einem Kopf-CT eine kleine Verwucherung an der Hypophyse entdeckt. Dann hab ich die Pille abgesetzt, weil mir gesagt wurde, dass es eventuell davon kommt und nach einem Jahr war das Ding wieder weg. Und da war mir klar, ok, ich werde wohl nicht mehr hormonell verhüten und hab damals schon mit Zyklustracking begonnen und generell meinem Zyklus mehr Beachtung geschenkt.

Melanie: Wie trackst du deinen Zyklus?

Sandra: Früher mit App, aber ich bin kein Fan mehr davon. Mittlerweile mache ich es einfach mit einem Zettel Papier, weil ich da die Monate besser miteinander vergleichen kann, z.B. die Temperaturkurve. Temperatur messen ist sehr einfach und die einzige zuverlässige Methode, um zu wissen wann der Eisprung stattfindet. Meiner Meinung nach, kann man sich Ovulationstests sparen, weil diese viel zu ungenau sind – lieber den Zervixschleim beobachten und Temperatur messen.
Zyklustracking ist für viele Frauen* der erste Schritt, um ihre eigenen Muster zu erkennen. Viele glauben, sie tracken ihren Zyklus schon, wenn sie ihre Periode im Kalender eintragen, aber das ist nur ein kleiner Teil davon. Es geht darum, jeden Tag auf den Körper zu hören, zu beobachten, wie es einem geht, und diese Beobachtungen dann über mehrere Zyklen zu vergleichen.

Melanie: Und es hilft tatsächlich, wenn man seine Zyklusmuster kennt, oder?

Sandra: Ja, es ist wie Gesundheitsvorsorge. Wenn du deine Muster kennst, bemerkst du Abweichungen schneller und kannst darauf reagieren. Zum Beispiel, wenn es mir vor meinem Eisprung schlecht geht, obwohl ich mich sonst immer gut fühle, weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Das ist eine Art Frühwarnsystem, das dir sagt, wenn etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Melanie: Ein großes Thema, das mir auch immer wieder begegnet, ist der Kinderwunsch.

Sandra: Absolut, das ist ein großes Thema. Die Fruchtbarkeit sinkt, wir bekommen später Kinder, und der ganze Stress, den wir in unserem Leben haben, trägt nicht gerade dazu bei, dass es einfacher wird. Viele erleben leider Fehlgeburten, und darüber spricht kaum jemand, weil es immer noch ein Tabuthema ist. Diese frühe Trauer teilen die Frauen* oft mit niemandem, und das macht es noch schwieriger.

Das ist auch ein Grund, warum sich viele bei mir gut aufgehoben fühlen. Es geht darum, solche Themen anzusprechen, die sonst keinen Raum bekommen. Die meisten Kund*innen kommen zu mir mit Beschwerden und stellen dann fest, dass sie eigentlich gar nichts über ihren Körper wissen.

Melanie: Woran liegt das deiner Meinung nach?

Sandra: Es fehlt einfach an Aufklärung. Viele wissen nicht, was im eigenen Körper vorgeht, welche Rolle Hormone spielen, und wie der Zyklus das eigene Leben beeinflusst. Die ersten Schritte im Zyklusmentoring sind oft reine Aufklärung und Bildung. Erst wenn das grundlegende Verständnis da ist, geht es darum, tiefer in die individuellen Themen einzusteigen. Viele meiner Kund*innen erkennen dann, so wie ich: Ich bin nicht jeden Tag die gereizte Sandra, sondern nur an bestimmten Tagen. Und das ist okay.

Zyklusmentorin Sandra Langschwert (c) Jana Hofmann

„Meine Vision ist es, dass jede Frau* schon ab der Pubertät weiß, was in ihrem Körper passiert, aufgeklärt wird und von vornherein mit diesen Hormonwellen leben lernt. Das würde so viel verändern für viele Menstruierende.“

Melanie: Du nutzt ja auch die TCM (= Traditionell Chinesische Medizin) in deiner Arbeit. Wie kann man sich das vorstellen?

Sandra: Genau. Ich bin damals durch Shiatsu, das mir sehr bei meinen Periodenschmerzen geholfen hat, zur TCM gekommen und habe für mich festgestellt: die Verbindung zwischen TCM-Ernährung und Zykluswissen kann zu einer besseren Lebensqualität und mehr Wohlbefinden beitragen. Und da gibt es keine pauschale Lösung, denn jede Person ist anders. Ich schaue dann mit meiner „TCM-Brille“ drauf, um herauszufinden, welche Themen da möglicherweise hinter dem Problem stecken – ist es die Ernährung? Woher kommt der Stress? Kann es von Medikamenten kommen? Und so weiter… Also ein bisschen wie Detektivarbeit (lacht).

Melanie: wie kann man mit dir zusammenarbeiten?

Sandra: Ich biete sowohl Einzelberatungen als auch Gruppenprogramme an. In den 1:1 Sessions trauen sich viele Frauen* dann eher über Libido, über ihre Verdauung oder auch über einen Kinderwunsch zu sprechen, der eigentlich geheim gehalten wird… also alle möglichen Themen bekommen hier ihren Platz.
In den „28 Tagen“ meinem Online Gruppen-Programm – einem interaktiven, intensiv begleiteten Zyklus Kurs –  wiederum lernt man voneinander, tauscht sich aus und hat das Gefühl „Ich bin nicht allein damit.“

Melanie: Was bekommst du da so für Rückmeldungen von deinen Teilnehmer*innen?

Sandra: Oh, ich bekomme so schöne Rückmeldungen, wie: „Wow, der Alltag ist so viel einfacher.“ „Die Beziehung zu meinem Partner ist besser geworden.“ „Ich bin geduldiger mit mir.“ „Ich habe nun die erste Periode ohne Regelschmerzen.“ Oder auch „Juhu, meine Periode ist endlich wieder gekommen!“

Zyklusmentorin Sandra Langschwert (c) Jana Hofmann

Melanie: Letzte Frage – was ist dein Lieblingsmenstruationsprodukt?

Sandra: Ich hab mir ca. 2016 meine erste Menstruationstasse gekauft für meinen Tauchurlaub, weil es eine Taucherin auf einem Blog damals empfohlen hat. Und seither liebe ich es. Soooo sehr. Ich finde Menstruationstassen genial. Und ich hatte auch das Glück, dass die erste gleich gepasst hat.
Und wenn ich nur zuhause bin, grad am ersten Tag trage ich fast nur Periodenunterwäsche, weil ich es angenehm finde nichts einführen zu müssen und sie sind hübsch und sie sind vom Komfort her ein Traum. Also die Kombi – Tasse und Periodenunterwäsche.

Melanie: Danke dir, liebe Sandra!

Hier findest du mehr Infos zu Sandras Arbeit: https://www.imzyklus.at/ 

Fotos © Jana Hofmann

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